Interview mit Dom Tidey, Cheftrainer German Sailing Team 

Seit November ist Dom Tidey Cheftrainer des German Sailing Teams. Im Interview erklärt der Brite seine Leidenschaft für den Wassersport und seine Arbeit für die deutschen Athletinnen und Athleten.

Der leidenschaftliche Windsurfer Dom Tidey ist seit November 2024 Cheftrainer des German Sailing Teams

Lieber Dom, bevor du Ende 2021 zum German Sailing Team gekommen bist, was waren die wichtigsten Stationen in deiner Trainerkarriere?

„Auf jeden Fall meine Tätigkeit als olympischer Trainer des British Sailing Team von 2008 bis 2021. Nach den Olympischen Spielen in Japan, die aufgrund der Corona-Pandemie erst 2021 stattfanden, habe ich als Bundestrainer des German Sailings Team für die iQFOiLer Männer angefangen. Das war eine sehr erfolgreiche Kampagne! 2022 wurde Sebastian Kördel Weltmeister und 2023 Vize-Weltmeister! Leider sind dann die Olympischen Spiele vor Marseille nicht ganz so erfolgreich gewesen.“

Wirst du trotz deiner neuen Aufgaben als Cheftrainer Sebastian Kördel weitertrainieren?

„Nein, Sebastian hat sich entschieden, seine Leistungssportkarriere im iQFOiL zu beenden. Aber auch wenn er noch im Kader wäre, hätte ich ihn nicht mehr trainieren können. Als Cheftrainer des German Sailing Team habe ich eine Rolle mit viel Verantwortung übernommen. Das ist ein Vollzeit-Job und meine Tage sind voll ausgefüllt. Jeden Tag versuche ich alles hinter den Kulissen so zu organisieren und vorzubereiten, dass die deutschen Spitzenseglerinnen und -segler so effizient und produktiv wie möglich werden. Es ist nicht möglich, da die Balance zu finden zwischen den Aufgaben eines Cheftrainers und der Coachrolle für einen einzelnen Sportler oder eine einzelne Disziplin.“

Was sind die drei Eigenschaften, die ein Coach haben sollte?

„Ein guter Coach muss kommunizieren können, einen guten Zugang zu den Sportlerinnen und Sportlern haben und dabei immer das ‚big picture‘ im Fokus behalten.“

Alle immer im Blick haben

Was sind deine ersten Aufgaben und Maßnahmen als Cheftrainer des German Sailing Teams?

„Zuerst gilt es, einen guten Kontakt zu den Athletinnen und Athleten herzustellen, damit wir ein echtes Team werden. Ich werde auch auf dem Wasser dabei sein und die Coaches der einzelnen Klassen bei ihren Trainings begleiten. Meine Vision ist, dass ich alle immer im Blick habe. Alle Sportlerinnen und Sportler und alle Coaches. Ich will bei den Trainingscamps Zeit mit ihnen verbringen und bei Regatten dabei sein. Immer um sicher zu stellen, dass wir alle in dieselbe Richtung steuern. Mit dem Ziel, gemeinsam Medaillen zu erreichen.“

„Being wet and windy“ – so beschreibt Dom Tidey sein Glücksgefühl auf dem Wasser © privat

Wirst du auch bei Regatten auf dem Coachboot dabei sein?

„Als Coach sitzt man oft viel Zeit allein auf einem Schlauchboot. Ich werde unsere Trainer auf dem Wasser begleiten, weil es viel netter ist, sich direkt auszutauschen über das, was man auf dem Wasser und bei den Sportlerinnen und Sportlern sieht und was einem auffällt. Wenn ich auf dem Schlauchboot bin, wird man vermutlich ein Lächeln auf meinem Gesicht sehen, weil ich dann genau da bin, wo ich hingehöre. Ich will viel von meinem Wissen und meiner Erfahrung an die Coaches weitergeben und dabei die Seglerinnen und Segler auf ihrer erfolgreichen Reise unterstützen.“

Wieviel Segler und wieviel Surfer steckt in Dom Tidey?

„Oh, in Dom Tidey ist sehr viel Windsurfer! Mit fünf, sechs Jahren war ich viel auf dem Wasser und habe viel mehr Leidenschaft in Windsurfen als in die Schule gesteckt. Meine Lehrer haben mir immer gesagt, dass ich so in dieser Welt nicht viel erreichen werden, aber sie wussten einfach nicht, worum es ging. Nun bin ich 48 Jahre alt und seit meinem 16. Lebensjahr im Windsurf- und Segelsport erfolgreich. Und ich liebe es, wann immer ich Gelegenheit habe, selbst auf dem Wasser zu sein.“

„Wet and windy – das ist, was mich am glücklichsten macht“

Was bedeutet es für dich, auf dem Wasser aktiv zu sein?

„Beim Windsurfen und Segeln ist man ganz eins mit der Natur, muss sich darauf einlassen, was die Natur einem in diesem Moment bietet und sich ganz darauf fokussieren. Ich liebe es, nass zu werden, Wind und Wellen zu spüren. Wet and windy – das ist, was mich am glücklichsten macht. Außerdem hält es fit und man trifft immer eine Gruppe von Leuten am Strand, mit denen man die Freude am Windsurfen oder auch Wingfoilen teilen kann.“

Was sollten wir über Dom Tidey noch wissen?

„Ich bin 48 Jahre alt und habe eine dreizehnjährige Tochter, die segelt. Mein Sohn ist 15 Jahre alt und Windsurfer. Wir leben mit unserer Familie an der südenglischen Küste. Ich freue mich sehr, dass ich meine Kinder dabei unterstützen kann, den Traum von ‚being wet and windy‘ zu leben.