Ab dem neuen Schuljahr 2021/2022 startet an der Gemeinschaftsschule in Friedrichsort/Kiel die erste ausschließlich mit Leistungssportlerinnen und -sportlern besetzte Klasse. Die „Sportlerklasse“ soll jungen Segel-, Fußball-, Handball-, Tennis- und anderen Kadertalenten bestmögliche Flexibilität und Betreuung bieten. Möglich wird das deutschlandweit einmalige Modell durch jährliche Landesfördermittel in Höhe von 125.000 Euro.
An der Partnerschule des Leistungssports im Kieler Stadtteil Friedrichsort bereiten sich zurzeit 13 Segel-, Windsurf- und Kitesurf-Talente auf ihr Abitur vor. Insgesamt 43 Leistungssportlerinnen und -sportler besuchen die Schule, unter anderem aus den Nachwuchsabteilungen des THW Kiel und Holstein Kiel.
Der Kieler Landtag bewilligte im Februar mit großer Mehrheit eine jährliche Förderung von Sportschulen in Höhe von insgesamt 250.000 Euro. Die Hälfte der Summe soll der Schule in Friedrichsort zugutekommen und fließt voraussichtlich in zusätzliche 2,5 Lehrerstellen. Mit dem zusätzlichen Personal soll die Verzahnung von schulischer und sportlicher Leistung noch besser gelingen.
Wer beispielsweise durch ein Blocktraining nicht am Präsenzunterricht teilnehmen kann, soll in einer Art „digitalem Klassenzimmer“ die Möglichkeit haben, Unterrichtsinhalte nachzubereiten, Aufgaben zu lösen oder auch Klausuren zu schreiben. Die Betreuung dieser Schülerinnen und Schülern erfordert von den Lehrkräften ein hohes Maß an Kommunikation und Koordination. Hierfür werden etliche der zusätzlich bewilligten Stunden verwendet werden.
Schule und Spitzensport noch besser kombinieren
„Die Zusammenarbeit mit der Schule läuft bereits sehr gut“, sagt Petra Homeyer, die am Olympiastützpunkt in Kiel-Schilksee für die Laufbahnberatung zuständig ist. „Durch die Schaffung der reinen Sportlerklasse erhoffen wir uns, noch besser auf die Bedürfnisse der Athletinnen und Athleten eingehen zu können“. So sollen durch die Personalverstärkung mehr Kapazitäten für turnusmäßige Gespräche mit den zuständigen Sportvereinen und -verbänden, dem Austausch mit Trainerinnen und Trainern und individuelle Beratungsgespräche mit den Sportlerinnen und Sportlern geschaffen werden. Auch schulintern soll der Austausch zwischen den Koordinatoren der Jahrgänge und Sportarten intensiviert werden.
„Die Sportlerinnen und Sportler an unserer Schule – speziell im Segeln – haben einen komplett durchgetakteten Tag“, beschreibt Schulleiter Manfred Behrens die Herausforderungen der jungen Menschen, die Leistungssport und Schulabschluss parallel vorantreiben. „Dieses hohe Pensum unter einen Hut zu bekommen und eventuell auch mal eine Minute Zeit zum Durchschnaufen zu haben, wird in den neuen Strukturen einfacher.“
Hinter der positiven Förder-Entscheidung der Landesregierung steht eine Team-Leistung verschiedener Personen und Institutionen. So schlossen sich Petra Homeyer und seitens des DSV der Bundesstützpunktleiter Hendrik Ismar zusammen „Wir haben gemeinsam ein Konzept entwickelt, um die Seglerinnen und Segler am Stützpunkt in Kiel-Schilksee bestmöglich auf ihrem dualen Weg zu unterstützen“, sagt Hendrik Ismar. Für das Konzept holten die beiden auch Vertreter des THW Kiel, Holstein Kiel, des Landessportbundes, den Oberstufenkoordinator der IGF und den Direktor der IGF mit ins Boot.
In dem Landtagsabgeordneten Tobias von der Heide (CDU) fanden die Sportverantwortlichen einen Politiker, der den Vorschlag in seine Fraktion und schließlich in die Haushaltsberatungen des Landtags einbrachte. Im Februar fiel dann die positive Entscheidung in der Koalition aus CDU, Grünen und FDP. In weiteren Treffen aller Beteiligten wird nun die inhaltliche Umsetzung konkretisiert.