Die 123. Kieler Woche ging heute mit strahlenden Gesichtern, drei Medaillen in den olympischen Klassen und einem WM-Titel für Heiko Kröger in der Para-Klasse 2.4mR zu Ende. Der 51-jährige Steuermann aus Ammersbek bei Hamburg war der beste deutsche Segler bei der weltgrößten Regattaserie, gewann mit der offen ausgeschriebenen 2.4mR-Serie im ersten Teil der Kieler Woche und der Para-Weltmeisterschaft in Teil 2 gleich zwei Titel.
„So etwas hat es noch nicht gegeben. Ich freue mich riesig“, sagte der Erfolgssegler vom Norddeutschen Regatta Verein in Hamburg, „diese Para-WM war ein Meilenstein für die Comeback-Bewegung des Segelsports in Richtung Paralympics. Wir hatten so viele Segler und Nationen bei einem Welt-Event wie der Kieler Woche. Ich denke, dass dies der Punkt ist, an dem das Ruder herumgerissen wurde.“ Der paralympische Segelsport war für die Spiele in Tokio 2020 gestrichen worden. Seitdem kämpft der Weltseglerverband World Sailing mit den Aktiven und den nationalen Verbänden um die Wiederaufnahme für die Paralympics 2024 und hatte die Para-Worlds in Kiel mit 100.000 Euro gefördert. In der Klasse Hansa 303 gewann Jens Kroker vom Norddeutschen Regatta Verein WM-Bronze.
Ihren ersten Kieler-Woche-Sieg in den olympischen Klassen feierten am Sonntag die Berliner 470er-Seglerinnen Frederike Loewe und Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee und Joersfelder Segel-Club). „Wir hatten davon geträumt, aber es nicht zu glauben gewagt. Wir sind wirklich sehr, sehr zufrieden. Ein Schlüssel zum Erfolg war unsere gute Bootsgeschwindigkeit“, sagte Steuerfrau Frederike Loewe. Die Crew konnte sich mit Rang zwei im Medaillenfinale noch an den zuvor führenden Polinnen Agnieszka Skrzypulec und Irmina Mrózek vorbei schieben und ihrem Heimatverein im 150. Jubiläumsjahr mit dem Kieler-Woche-Sieg ein schönes Geschenk überbringen. Den deutschen Doppel-Erfolg bei den 470er-Frauen machten als Dritte Fabienne Oster und Anastasiya Krasko vom Norddeutschen Regatta Verein perfekt.
Silber sicherten sich in der olympischen Mixed-Katamaran-Disziplin Nacra 17 Jan Hauke Erichsen und Ann-Kristin Wedemeyer aus Flensburg. Das dynamische norddeutsche Zweirumpf-Duo hatte sich bei der Kieler Woche einen spannenden Zweikampf mit den Österreichern Thomas Zajak und seiner neuen Vorschoterin Barbara Matz geliefert. Zajak hatte bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro Bronze im Nacra 17 gewonnen und konnte sich mit seiner Erfahrung noch gegen die jungen deutschen Herausforderer durchsetzen, die nun wie viele ihrer Teamkameraden im German Sailing Team Kurs auf die Europa- und Weltmeisterschaft der Saison 2017 nehmen.
DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner zog am Finaltag positiv Bilanz: „Alles in allem war das eine sehr intensive und fordernde, vor allem aber gelungene Kieler Woche. Die drei Medaillen sind ein guter Motivationsschub für unsere Teams auf ihrem Kurs zu europäischen und Welttitelkämpfen. Natürlich war es ein bisschen schade, dass Philipp Buhl sich am Ende selbst aus den Medaillenrängen herauskatapultiert hat, aber wir kennen ihn gut genug und wissen, dass er sehr schnell wieder obenauf sein wird.“
Im Laser war der Weltranglisten-Erste Philipp Buhl als Zweiter ins Medaillenfinale gestartet, konnte aber sein hohes Leistungsniveau nicht abrufen. Mit Rang zehn fiel der Sonthofener auf Platz sechs zurück und aus den Medaillenrängen. Auch die Rio-Bronze-Gewinner Erik Heil und Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein) verpassten den angestrebten Kieler-Woche-Podestplatz nur knapp. Sie wurden beim Heimspiel vor Kiel trotz herausragender Ergebnisse von einem unverschuldeten Crash und einem Mastbruch am Samstag ausgebremst. Ihre Teamkameraden Justus Schmidt und Max Boehme vom Kieler Yacht-Club gewannen das Medaillenrennen auf ihrem Heimatrevier vor begeistertem Publikum und konnten sich dadurch bei ihrem ersten internationalen Regattastart nach fast einjähriger Pause auf Platz sechs verbessern. Wie Heil/Plößel segelten auch die 470er-Segler Simon Diesch und Philipp Autenrieth vom Württembergischen Yacht-Club auf Platz vier. Malte Winkel (Schweriner Yacht-Club) und Matti Cipra (Plauer Wassersport-Verein) wurden Sechste.
ENDERGEBNISSE (Top 20)
ENDERGEBNISSE (Top 20)
470er Frauen
1. Frederike Loewe/Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee, Joersfelder Segel-Club), 20 Punkte
2. Agnieszka Skrzypulec/Irmina Mrózek (Polen), 20 Punkte
3. Fabienne Oster/Anastasiya Krasko (Norddeutscher Regatta Verein), 35 Punkte
6. Nadine Böhm/Ann-Christin Goliaß (Deutscher Touring Yacht-Club), 45 Punkte
7. Luise Wanser/Helena Wanser (Norddeutscher Regatta Verein), 56 Punkte
8. Theres Dahnke/Birte Winkel (Plauer WSV/Schweriner YC), 61 Punkte
10. Constanze Stolz/Anna Reinsberg (Düsseldorfer Yacht-Club), 86 Punkte
11. Theresa Löffler/Lena Stückl (Deutscher Touring Yacht-Club), 78 Punkte
16. Jara Seide/Christine Walkenbach (Segelverein Ciconia Storkow), 113 Punkte
Nacra 17
1. Thomas Zajak/Barbara Matz (Österreich), 24 Punkte
2. Jan Hauke Erichsen/Ann-Kristin Wedemeyer (Flensburger SC/Duisburger YC), 34 Punkte
3. Maksim Semenov/Alina Shchetinkina (Russland), 48 Punkte
4. Alica Stuhlemmer/Tom Heinrich (Schilkseer YC/Kieler YC), 66 Punkte
12. Stefan Rumpf/Anna Bettina Goos (Sylter Catamaran Club), 155 Punkte
49er
1. David Gilmour/Joel Turner (Australien), 46 Punkte
2. Lukasz Przybytek/Pawel Kolodzinski (Polen), 76 Punkte
3. Will Phillips/Sam Phillips (Australien), 78 Punkte
4. Erik Heil/Thomas Plößel (Norddeutscher Regatta Verein), 85.2 Punkte
6. Justus Schmidt/Max Boehme (Kieler Yacht-Club), 92 Punkte
12. Tim Fischer/Fabian Graf (Norddeutscher Regatta Verein), 111 Punkte
14. Nils Carstensen/Jan Frigge (Flensburger Segel-Club), 123 Punkte
49erFX
1. Charlotte Dobson/Saskia Tidey (Großbritannien), 44 Punkte
2. Alexandra Maloney/Molly Meech (Neuseeland), 57 Punkte
3. Enia Nincevic/Petar Cupac (Kroatien), 71 Punkte
4. Tina Lutz/Susann Beucke (Chiemsee YC/Hannoverscher YC), 76 Punkte
6. Victoria Jurczok/Anika Lorenz (Verein Seglerhaus am Wannsee), 80 Punkte
7. Gwendal Lamay/Luke Willim (Norddeutscher Regatta Verein), 87 Punkte
14. Jule Görge/Lotta Görge (Kieler Yacht-Club), 105 Punkte
470er Männer
1. Mathew Belcher/Will Ryan (Australien), 12 Punkte
2. Pavel Sozykin/Denis Gribanov (Russland), 32 Punkte
3. Daichi Takayama/Kimihiko Imamura (Japan), 41 Punkte
4. Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Württembergischer YC), 44 Punkte
6. Malte Winkel/Matti Cipra (Schweriner YC/Plauer WSV), 47 Punkte
12. Max Schuberth/Silas Oettinghaus (Rostocker SV/Rostocker YC), 93 Punkte
15. Mike Przybyl/Basti Kirschbaum (Potsdamer YC/VSaW), 106 Punkte
18. Ole Blumenthal/Paul Stützle (Rostocker Yacht-Club), 116.1 Punkte
19. Tjorben Studt/Hjalte Studt (Düsseldorfer Yachtclub), 119 Punkte
20. Konstantin Steidle/Christopher Hoerr (Bodensee-Yacht-Club Überlingen), 119 Punkte
Laser Radial
1. Silvia Zennaro (Italien), 25 Punkte
2. Ecem Guzel (Türkei), 40 Punkte
3. Nazil Cagia Donertas (Türkei), 44 Punkte
10. Svenja Weger (Potsdamer Yacht-Club), 75 Punkte
12. Hannah Anderssohn (Warnemünder Segel-Club), 62 Punkte
15. Pauline Liebig (Deutsch-Schweizerischer Motorboot-Club Konstanz), 78.5 Punkte
Laser
1. Francesco Marrai (Italien), 34 Punkte
2. Karl-Martin Rammo (Estland), 34 Punkte
3. Jack Wetherell (Großbritannien), 39 Punkte
6. Philipp Buhl (Segel-Club Alpsee Immenstadt), 42 Punkte
Finn Dinghi
1. Dennis Karpak (Estland), 37 Punkte
2. Anders Pedersen (Norwegen), 39 Punkte
3. Nenad Bugarin (Kroatien), 42 Punkte
16. Simon Gorgels (Deutscher Touring Yacht-Club), 122 Punkte
18. Thomas Schmid (Norddeutscher Regatta Verein), 184 Punkte
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