Jakob Meggendorfer (21) und Andreas Spranger (20) haben mit Platz 19 bei der 49er-WM Anfang September im Wettkampf mit den erfolgreichsten Skiffseglern der Welt das beste Ergebnis ihrer Karriere erzielt. Der Bayern-Express beeindruckte auch internationale Beobachter in den anspruchsvollen Bedingungen vor Porto mit Starkwind-Stärken, die bei so jungen Seglern selten sind. Seglerisch im Seebrucker Regatta-Verein und im Segler- und Ruderclub Simssee groß geworden, startet das Duo heute für den Bayerischen Yacht-Club. Im Interview berichtet Steuermann Jakob Meggendorfer (Rosenheim) von den WM-Höhepunkten, der Segel-Partnerschaft mit Andreas Spranger (Mühldorf) und olympischen Zielen.
DSV: Wie beurteilst Du selbst Euer Ergebnis?
Jakob Meggendorfer: Wir hatten uns die Top 20 als Ziel gesetzt. Insofern sind wir zufrieden und happy. Bedenkt man aber, was ohne die drei Kenterungen möglich gewesen wäre, dann ist da noch einige Luft nach oben.
DSV: Wie kommt es, dass Euer Team in Porto plötzlich als Starkwind-Express in aller Munde war, obwohl die bayerischen Seen nicht gerade für hohen Schwell und stürmische Winde berühmt sind?
Jakob Meggendorfer: Es lief in den teilweise extremen Bedingungen vor Porto einfach gut. Und Starkwind liegt uns grundsätzlich schon immer. Im Revier vor Porto sind wir dann mit dem hohen Schwell und der vom Wind noch darauf gesetzten kleinen Welle einfach gut zurechtgekommen. Wir hatten uns darauf im Wintertraining in Cadiz vorbereitet, also auch an der Atlantikküste.
DSV: Es waren drei Kenterungen, die ein noch viel besseres Ergebnis verhindert haben…
Jakob Meggendorfer: Am insgesamt vierten WM-Tag, dem zweiten, an dem wir segeln konnten, waren wir auf dem letzten Downwind Dritte. Das Ziel hatten wir in 200 Metern Entfernung schon vor Augen, als wir in der schwierigen Welle einen Nosedive hatten, aber immerhin noch Zehnte wurden, weil wir fix im Aufstellen waren. Im Rennen danach waren wir etwa Fünfte am Gate, sind gekentert und noch Elfte geworden. Und dann sind wir in der Goldflotte noch einmal gekentert…
DSV: Wie lange segelt Ihr schon zusammen?
Jakob Meggendorfer: Wir haben schon in unseren Optis zusammen trainiert. Dann habe ich ein Jahr mit Andreas‘ Bruder 29er gesegelt, weil Andreas noch ein Jahr länger im Opti blieb. Seit sieben Jahren sitzen wir in einem Boot. Erst im 29er, dann seit 2010 im 49er.
DSV: Was fasziniert euch am 49er?
Jakob Meggendorfer: Es ist die schnellste und spektakulärste olympische Einrumpfjolle. Es macht viel Spaß, sie zu segeln.
DSV: Wer macht was in eurem Team?
Jakob Meggendorfer: Wir passen gut zusammen: An Land bin ich eher derjenige, der die Planung übernimmt. Ich kümmere mich gerne um die Organisation, stecke da viel Arbeit rein. Andi ist akribisch im Bootsbau, hält unser Material auf Top-Niveau. Auf dem Wasser übernehme ich die komplette Taktik, behalte den Feldüberblick, schaue was die anderen machen. Andi ist auf den Bootsspeed fokussiert, macht das Boot schnell. Unsere Kommunikation an Bord ist sehr gut.
DSV: Habt Ihr Vorbilder?
Jakob Meggendorfer: Wir schauen natürlich auch zu den Americas-Cup-Seglern, vor allem zu Peter Burling. Er hat einfach jedes Event gewonnen und ist natürlich ein Vorbild. Und als wir in den 49er eingestiegen sind, haben Erik und Thomas mit uns trainiert… Mittlerweile sind wir nun soweit, dass wir sie schlagen wollen.
DSV: Ihr seid noch so jung, dass Ihr 2018 noch einmal an der Junioren-WM teilnehmen dürft…
Jakob Meggendorfer: Ja, darauf freuen wir uns! Die U23-WM in diesem Jahr hat in Übersee stattgefunden und da fehlten uns die Mittel zur Anreise. Deswegen haben wir uns so gefreut, dass wir bei der regulären WM jetzt in Porto bestes Team „U23“ waren! Im kommenden Jahr aber wird die Junioren-WM in Italien oder Frankreich stattfinden. Das ist machbar.
DSV: Sind die Olympischen Spiele 2020 schon ein ernsthaftes Ziel?
Jakob Meggendorfer: Wir werden es auf jeden Fall versuchen. Man hat bei der WM gesehen, dass es schon noch Leistungsunterschiede zwischen Teams wie Erik Heil/Thomas Plößel und Justus Schmidt/Max Boehme und uns gibt. Aber wir haben auch zeigen können, dass wir vorne mitfahren können. Wenn wir unsere Fehler minimieren, dann sehen wir da schon eine Chance für uns.
DSV: Trainer der starken 49er-Nachwuchsgruppe ist Max Groy…
Jakob Meggendorfer: Mit Max kommen wir super aus! Der hat als Athlet und als Trainer viel olympische Erfahrung, wovon wir sehr profitieren können.
DSV: Ist die olympische Medaille der Super-Motivator für ein Team wie Euch?
Jakob Meggendorfer: Sie ist natürlich das große Ziel! Aber uns macht schon der Segelsport an und für sich so viel Spaß! Natürlich noch mehr, wenn man Erfolg hat. Man will sein Land repräsentieren und dem Segelsport-Nachwuchs Perspektiven geben.