Der 22-jährige Fabian Wolf gehört zu den deutschen Nachwuchs-Hoffnungen im Windsurfen. Zum Leistungssport zog es den Norddeutschen eher spät, doch seither läuft die Entwicklung rasant, berichtet er im Interview.
Hallo Fabi, du hast du ersten beiden internationalen Events der Saison hinter dir. Wie lief es für dich?
Der Worldcup auf Mallorca war für mich die erste große Regatta der Saison, daher war es spannend zu sehen, wie ich mich über den Winter im Vergleich zur Konkurrenz weiterentwickelt haben. Die Regatta lief für mich persönlich sehr zufriedenstellend, nach 18 Rennen in einem Starterfeld von 100 Teilnehmern belege ich den 18. Platz. Entsprechend motiviert war ich für die zweite Regatta zwei Wochen später in Hyeres, konnte aber krankheitsbedingt leider die gesamte Zeit von Mallorca bis zu Beginn der Regatta in Hyeres nicht trainieren. Ich wurde gerade so rechtzeitig gesund, um an dem Wettkampf teilzunehmen. Die ersten Tage fehlte mir noch etwas die Power, ich konnte aber trotzdem während der Regatta mehrfach mit Top-Ten-Platzierungen mein Potenzial zeigen und bin am Ende 23. geworden.
Auf Mallorca konntest du das letzte Rennen der Gold Fleet sogar gewinnen…
Ja, das war unerwartet! Davor war ich schon Sechster und Elfter geworden, und unser Trainer Dom sagte: Jetzt noch ein konstantes Top 20-Ergebnis und du hast die Top 20 sicher. Im letzten Rennen habe ich einen sehr guten Start erwischt, habe ich als erster Fahrer die Layline bekommen und dann war mir der Vorsprung nicht mehr zu nehmen. Ein super Gefühl, obwohl mir schon die Beine gezittert haben, da ganz vorne vor dem Feld.
Wie geht die Saison für dich weiter, was sind deine wichtigsten Wettkämpfe?
Ganz klar die EM Ende Mai am Gardasee und die WM im Oktober in Brest. Den Gardasee mag ich persönlich sehr gerne: Morgens herrscht ablandiger Wind vor, da ist das Surfen sehr taktisch und man kann durch das richtige Training vorweg viel rausholen. Am Nachmittag weht die Ora, da kommt es auf Geschwindigkeit an, und da habe ich mittlerweile durch das gemeinsame Training mit Basti Kördel einen sehr guten Speed. Zu den Bedingungen in Brest kann ich nichts sagen, weil ich das Revier noch nicht kenne.
Zurück zu den Anfängen: Wie bist du zum Windsurfen gekommen?
Ich habe im Urlaub auf Föhr einen Anfängerkurs gemacht, da war ich acht Jahr alt. Bis ich 18 war, bin ich ausschließlich im Urlaub gesurft, habe mich auf Freestyle fokussiert, Sprünge, Slidemoves… Das hat mir immer Spaß gemacht. Ein guter Kollege von mir hat dann angefangen im Deutschen Windsurf-Cup zu surfen, und als ich 18 war, habe ich mir auch das nötige Equipment für Regatten gekauft.
Wann hast du gemerkt, dass das Windsurfen für dich mehr ist als ein cooles Hobby?
Ich habe mir den Leistungssport nie als Ziel gesetzt, es ist einfach so gekommen. Relativ früh habe ich gemerkt, dass ich gut bin, dass ich mit wenig Aufwand und Material immer gut vorne mitfahren konnte. Peu à peu habe ich mir Sponsoren gesucht, besseres Material gekauft und konnte in Deutschland vorne mitfahren. Als die Entscheidung fiel, dass das iQFOiL olympisch wird, war es für mich ein logischer Schritt zu gucken was da geht. Durch einen Bekannten habe ich erfahren, welche Förderstrukturen es im olympischen Bereich gibt, und das fand ich für ein jungen Fahrer die beste Perspektive.
Du bist seit 2020 im German Sailing Team. Wie hat sich dein Training seither verändert?
Komplett! Im Slalom hat man keinen Trainer, man macht alles allein. Jetzt habe ich einen sehr guten Trainer, sehr gute Partner und es steht ein Plan dahinter. Das bringt einen wesentlich mehr nach vorne. Klar gibt man ein bisschen Surfer-Freiheit auf, aber das ist nichts Schlechtes. Ich surfe ja auch weiterhin zum Spaß, zum Beispiel fahre ich die deutschen Wettkämpfe im Slalom mit. Das waren früher für mich die Events, bei denen ich abliefern wollte. Jetzt gehe ich da hin, habe meinen Spaß, treffe meine Leute. Das ist ein guter Ausgleich.
Dein Credo lautet „harte Arbeit und Spaß sind der Weg zum Erfolg“. Was überwiegt im Training, die harte Arbeit oder der Spaß? Oder lässt sich das gar nicht trennen?
Ich finde, es ist ein guter Mix aus beidem. Harte Arbeit muss sein, weil man sich sonst nicht weiterentwickelt, aber ohne Spaß geht es nicht. Harte Arbeit ist für mich das Athletiktraining. Es hat sich herauskristallisiert, dass Masse sehr wichtig ist für unsere Disziplin. Denn sobald man die Technik hat, sich aufs Foil zu pumpen, ist man mit mehr Masse schneller, auch bei Leichtwind. Die sehr guten Fahrer wiegen zwischen 90 und 110 Kilo, deswegen will ich im Laufe der Saison noch ein paar Kilo raufpacken. Diese Arbeit macht nicht immer Spaß, aber da muss ich durch. Kurz: Das Athletiktraining ist für mich die harte Arbeit, das Wassertraining der Spaß.
Was machst du, wenn du nicht surfst?
Ich habe BWL an der Uni Kiel studiert und mache im Sommer meinen Bachelor-Abschluss. Danach will ich mich in Kiel für den Master-Studiengang einschreiben. Für mich ist das Studium ein guter Ausgleich zum Sport: Man nutzt seine Freizeit sinnvoll und schafft zugleich eine Basis für die Zeit nach dem Sport. Ich lebe in Kiel, bin da aber aktuell selten, seit Anfang Dezember bis Ende Mai bin ich quasi nur unterwegs. Das ist stressig, aber ich gewöhne mich dran.
Hast du Ziele für diese Saison?
Ich möchte mich auf jeden Fall Fall näher an Basti Kördel heranstoßen, die Lücke schließen. Ich profitiere total von ihm, aber ich hoffe, dass ich ihm ein bisschen mehr zurückgeben kann, wenn ich mich weiterentwickle. Über den Speed habe ich mich schon sehr angeglichen, aber klar muss ich noch einen Tick schneller werden, vor allem im Slalom ist er noch sehr dominant. Mir hilft es sehr, dass Basti so gut ist, mit ihm habe ich einen sehr guten Maßstab. Und dann möchte ich natürlich so gut wie möglich bei der WM abschließen.