Julian Hoffmann ist der deutscher Shootingstar im ILCA 6 und in der Juniorenwertung ILCA 7, wurde 2021 U21-Europameister und Dritter bei der U21-Weltmeisterschaft. Der 18-Jährige, der im Laser segeln lernte und nie ein typisches „Optikind“ war, nahm bereits mit neun Jahren als jüngster Teilnehmer an einer Deutschen Meisterschaft teil, gewann in den Folgejahren im Laser Radial mehrere Titel und die YES-Regatta vor Kiel. Im Interview zieht der Nachwuchsathlet aus dem German Sailing Team Bilanz einer erfolgreichen Saison und berichtet von der Europameisterschaft im ILCA 7, die Anfang Oktober am Schwarzen Meer stattfand.
War die Europameisterschaft in Varna deine erste ILCA 7 EM im Feld der erfahrenen Senioren?
Das war meine zweite Senioren-EM, nachdem im „Corona-Jahr“ 2021 die Junioren-Veranstaltung ausfielen. Dieses Jahr gelang es mir vor Vilamoura sogar, in die Goldfleet zu kommen, bei einem Event, in dem es für viele Starter noch um die Olympiaqualifikation ging. Dieser Erfolg war mir leider in Varna verwehrt.
Woran lag es, dass es am Schwarzen Meer in Varna anfänglich nicht so gut lief?
Bei der U 21-WM in Danzig bin ich dieses Jahr Dritter geworden, die U 21-EM in Montenegro habe ich dieses Jahr gewonnen. In Varna lief es zu Beginn nicht so gut, die hohen Punktzahlen aus den ersten beiden Rennen und einen BFD habe ich nicht mehr wett machen können. Natürlich darf man das nicht auf das Revier schieben, ein guter Segler muss auf jedem Revier klarkommen. Ich denke, für mein nicht so gutes Abschneiden gibt es viele Gründe. Vielleicht habe ich mich zu wenig vorbereitet und war von den vielen neuen Eindrücken in Bulgarien abgelenkt. Dazu kam auf jeden Fall, dass es in Varna deutlich kälter war als erwartet und ich mir eine heftige Erkältung zugezogen habe.
Aber wenn man sich die Ergebnisse ansieht, hast du doch eine beachtliche Steigerung hingelegt und bis in der Endwertung Dritter in der Silver Fleet geworden!
Ja, es wurde von Tag zu Tag besser. In den abschließenden Rennen hatte ich immer einstellige Ergebnisse und dazu ein Rennen gewonnen, so dass die Varna-Bilanz doch noch recht versöhnlich ausfällt.
Wie würdest du die Anforderungen in der ILCA 7-Klasse beschreiben?
Die Leistungsdichte in dieser olympischen Bootsklasse ist sehr, sehr hoch. Es ist ein riesengroßer Sprung zwischen ILCA 6, also dem Laser Radial und dem Laser Standard, jetzt ILCA 7. Nicht nur, dass das seglerische Niveau um ein Vielfaches höher ist, alle haben einen deutlich größeren Erfahrungsschatz, segeln schon länger und betreiben ihre Kampagnen sehr professionell. Kleine Fehler während der Rennen werden sofort bestraft, die Lücken sind enger, die Segler legen mit ihrer durchtrainierten Physis ein enormes Tempo vor.
Wie gelingt es intensiven Leistungssport, Training, die Reisen zu Regatten und Schule unter einen Hut zu bekommen?
Das sind immer verschiedene Phasen, auf eine Meisterschaft oder große Regatta folgen wieder Wochen, in denen ich mich mehr um die Schule kümmern muss und Unterrichtsstoff nachhole. Zum Glück gehe ich auf das Sportgymnasium in Oberstdorf, da bin ich zwar unter allen Wintersportlern ein Exot, aber es gibt viel Verständnis für meine Abwesenheit während der Trainings und Regatten. Zum echten Wassertraining, dann meistens vor Kiel, komme ich nur in den Blocktrainingperioden, ansonsten mache ich vor allem viel Athletiktraining. Und wenn es die Zeit erlaubt, bin ich mit meiner Waszp einfach nur so auf dem Großen Alpsee unterwegs. Manchmal ist dann auch Philipp Buhl mit seiner Motte dabei.
Dein Heimatverein, der SC Alpsee-Immenstadt, scheint ja eine echte Kaderschmiede für die deutschen ILCA Topathleten zu sein. Philipp Buhl startet noch heute gerne unter dem Stander des SCAI. Seht ihr euch häufig?
Durch Philipp ist unser relativ kleiner Verein in Deutschland ganz schön bekannt geworden! Und natürlich ist er mein ganz großes Vorbild, wie wohl für alle jungen ILCA-Segler. Philipp ist cool und für uns in jeder Hinsicht einer, dem wir nacheifern wollen. Er geht ganz offen auf alle zu, wir können ihn alles fragen, er unterstützt uns sehr und seine Ratschläge helfen weiter. Ich kann mir keinen besseren Trainingspartner vorstellen. Auch die Stimmung in unserer Kieler Trainingsgruppe, wenn die Junioren mit den Senioren zusammen trainieren, ist immer gut, die Älteren nehmen uns selbstverständlich mit auf und versuchen uns weiterzuhelfen.
Wie geht es in den nächsten Wochen weiter?
Jetzt ist erst einmal für einen Moment Segelpause, ich muss mich um meinen Schulkram kümmern und werde viel Athletik machen. Dann wird es sicher ein vom DSV organisiertes intensives Wintertraining geben. Als nächstes großes Event steht dann Anfang April 2022 schon die Trofeo Princesa Sofia Regatta auf Mallorca auf dem Programm. Ich werde im Dezember 19 Jahre alt und habe 2022 mein letztes Jahr als Junior, sodass ich noch einmal in der U21-Wertung starten kann. Das muss ich voll ausnutzen.
Lieber Julian, wir danken dir herzlich für das persönliche Gespräch und freuen uns, weiterhin von dir, deinen Trainingsfortschritten und Erfolgen zu hören und zu lesen!