Wie kann ich den Leistungssport mit meiner schulischen und beruflichen Ausbildung „unter einen Hut“ bekommen? Diese Frage stellen sich viele Nachwuchstalente in Deutschland. Um jungen Seglerinnen und Seglern Perspektiven während und nach einer leistungssportliche Karriere zu vermitteln, haben der DSV, die Uni Potsdam und der Berliner Seglerverband erstmals zu einem „Tag des Leistungssports“ eingeladen.
Knapp 70 Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren und Eltern kamen am 17. März in den Potsdamer Yacht-Club und nahmen am Tag des Leistungssports teil.
Ziel der Veranstaltung war es, zur frühzeitigen Auseinandersetzung mit einer leistungssportlichen Zukunft beizutragen. „Unser Anliegen ist es, Raum für Austausch zu schaffen – und je früher wir im Rahmen der sportlichen Karrieren damit anfangen, umso besser. Denn zum Teil fehlt es einfach an Informationen. Und ohne diese Informationen ist eine bewusste Entscheidung für oder gegen die Spitzensportkarriere eigentlich gar nicht möglich“, kommentiert die Psychologin Dr. Nadine Thomas, die im Auftrag der Universität Potsdam gemeinsam mit Dr. Ole Benthien, dem Verbandspsychologen des DSV, inhaltlich das bunte Programm zusammenstellte.
Bei Impulsvorträgen, Diskussionsrunden und im persönlichen Gespräch näherten sich die Teilnehmer den verschiedenen Perspektiven des Spitzensports. Die Referentinnen und Referenten bildeten die ganze Bandbreite des Spitzensports ab: Rio-Bronzemedaillengewinner Thomas Plößel und Rio-Teilnehmerin Annika Bochmann teilten ihre Erfahrungen aus dualer Karriere und Olympiakampagne, die 470er-Segler Daniel Göttlich und Linus Klasen berichteten von ihrem Weg in den Perspektivkader des DSV, und Lars Kleinwächter, 420er-Vorschoter im Nachwuchskader, erzählte von seinem Alltag als Sportschüler an der Flatow-Oberschule.
In einem sogenannten „Open Space“ wurden Fragen, Meinungen und Ideen zu verschiedenen Themen zusammengetragen. Zum Beispiel Eigenschaften und Fähigkeiten aus dem Leistungssport, die auch im Berufsleben helfen – unter anderem eiserne Disziplin, Durchhaltevermögen, schnelle Reaktion und die Arbeit im Team.
„Auch wenn ihr vielleicht keine Spitzensportler werden möchtet, so wünsche ich euch für die Zukunft eine leichte Hand, um Beruf oder Studium und Segeln unter einen Hut bringen zu können. Möglich ist es jedenfalls“, lautete das Fazit vom Sportschüler Lars Kleinwächter.
Interessiert lauschte das Publikum auch Petra Homeyer, der Laufbahnberaterin vom Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein. Homeyer hat bereits zahlreiche erfolgreiche duale Karrieren und Phasen der nachsportlichen Karriere begleitet. Sie gab einen Einblick in ihre Arbeit mit den Seglerinnen und Segler und stellte unterschiedliche Möglichkeiten der Unterstützung dar, wie sich berufliche Laufbahnen – auch während der leistungssportlichen Phase – berücksichtigen lassen. Homeyer machte deutlich, dass eine duale Karriere nicht immer „parallel“ funktionieren muss, sondern auch „seriell“ verlaufen kann – und dann erfolgreich ist, wenn die einzelnen Phasen gut ineinandergreifen und klug aufeinander abgestimmt sind.
In Berlin befindet sich einer der drei Bundesstützpunkte (BSP) mit Schwerpunktsetzung Nachwuchs. „Heute haben wir wichtige Impulse setzen können und für ordentlichen Austausch gesorgt“, resümiert Thomas Läufer, Stützpunktleiter und Ausrichter der Veranstaltung. „Ein wichtiger Baustein erscheint mir in Zukunft die Kommunikation zu sein. In Kontakt treten, Fragen stellen, Informationen transparenter machen – das sollte für uns alle ein wichtiges Ziel darstellen.“ Am BSP Berlin trainieren aktuell etwa 50 Sportlerinnen und Sportler, vorwiegend in den Klassen Optimist, Laser 4.7, Radial und Standard, 420er und 470er.
„Wir möchten mit dieser Veranstaltung ein Forum für Austausch und Diskussion schaffen. Uns brechen zahlreiche Talente weg – denn nach der Schulzeit stellen sich viele Athletinnen und Athleten die Frage: Sport – oder Studium? Dass aber beides zusammen funktionieren kann, sich Spitzensport und Studium über die leistungssportliche Karriere hinweg vereinbaren lassen, scheint in vielen Köpfen nicht vorstellbar“, so Christiane de Nijs, DSV-Referentin für den Leistungssport. „Aus dieser Auftaktveranstaltung haben wir eine Menge mitgenommen, was in unsere tägliche Arbeit und die strategische Planung einfließen wird.“
Der „Tag des Leistungssports“ bildete den Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen im Rahmen eines Service-Projekts des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp), das der Deutsche Segler-Verband in Kooperation mit der Universität Potsdam durchführt. Ziel des Projekts ist es, Nachwuchstalenten Perspektiven im und durch den Leistungssport aufzuzeigen.
Eine vertiefende Veranstaltung wird am 7. April in Berlin stattfinden; weitere Termine sind am Bundesstützpunkt Friedrichshafen am Bodensee geplant.