Nach acht erfolgreichen gemeinsamen Jahren geht das 49er-Duo Tim Fischer und Fabian Rieger getrennte Wege. Während Vorschoter Fabian Rieger den Traum von den Olympischen Spielen weiterverfolgt, konzentriert sich Steuermann Tim Fischer auf seine Karriere in der Wirtschaft.
„Ich liebe den Segelsport, bin zuletzt aber nicht mehr zu 100 Prozent dabei gewesen“, begründet Tim Fischer vom Norddeutschen Regatta Verein seinen Abschied aus der olympischen Skiff-Klasse. Die Ergebnisse der EM und der WM – bei beiden Events waren Fischer/Rieger mit den Plätzen 16 und 34 weit hinter ihren gesteckten Zielen zurückgeblieben – gaben einen letzten Ausschlag, sich neu zu orientieren.
Es genüge nicht, clever zu segeln, sagt Tim Fischer mit Blick auf die aktuellen technischen Änderungen in der 49er-Klasse: Sowohl das Rigg als auch die Segel des Skiffs wurden dieses Jahr modifiziert. Mindestens 50 bis 100 intensive Tage der Eingewöhnung brauche es, um auf dem neuen Material bei allen Bedingungen konkurrenzfähig zu sein, so der 27-Jährige – und diesen unbedingten Willen, den Enthusiasmus, sich komplett in dieses neue Segel-Kapitel hineinzuknien, den verspüre er einfach nicht mehr. Besonders deutlich werde diese Diskrepanz, wenn er an die gemeinsame Anfangszeit mit Fabian Rieger vor acht Jahren denke: „Wie wir da gebrannt haben, einfach jeden Tag aufs Wasser gegangen sind, egal bei welchen Bedingungen, das hat uns zusammengeschweißt!“
Der Plan: Karriere in der Strategieberatung
Für Tim Fischer beginnt nun ein anderes, wenn auch nicht weniger intensives Lebenskapitel. Der Master-Absolvent nimmt zum April 2023 ein Angebot der internationalen Strategieberatung Monitor Deloitte an. „Als Consultant werde ich DAX-Unternehmen im Raum Deutschland, Österreich und Schweiz beraten“, berichtet Fischer; „das wird ganz sicher keine 40-Stunden-Woche. Ich freue mich sehr auf diese neue Herausforderung.“
Fabian Rieger wird seinen Weg im 49er fortsetzen, strebt allerdings einen Wechsel auf die Position des Steuermannes an und trainiert aktuell mit verschiedenen Vorschotern.
„Tim war ein wertvolles Mitglied des German Sailing Teams“, würdigt Sportdirektorin Nadine Stegenwalner den Steuermann und langjährigen Athletensprecher. „Nicht nur sportlich hat er Akzente gesetzt, sondern war auch menschlich ein Vorbild, verlässlich, aufrichtig und bodenständig. Die Zusammenarbeit mit ihm als Athletensprecher war sehr konstruktiv und angenehm, er hat sich gut für die Belange des ganzen Teams eingesetzt.“
Tim Fischer und Fabian Rieger gehören zu den erfolgreichsten deutschen 49er-Crews. 2018 machten der Steuermann aus Süddeutschland und sein Berliner Vorschoter erstmals international auf sich aufmerksam: Bei der Weltmeisterschaft in Aarhus gewannen sie dank ihres intelligenten Segelstils bei komplizierten Windbedingungen die Bronzemedaille und sicherten das Nationenticket für Olympia 2020 in Japan.
Die Qualifikation für die Spiele in Tokio gewannen im 49er dann Erik Heil und Thomas Plößel. Kurzzeitig legten Graf/Rieger ihre gemeinsamen Olympia-Ambitionen auf Eis, entschlossen sich dann aber doch zum Weitermachen. Mit Erfolg: 2020 gewannen sie am österreichischen Attersee den Europameistertitel. „Das war der absolute Hammer“, erinnert sich Tim Fischer an das Event, bei dem die Teamkameradinnen Tina Lutz und Susann Beucke ebenfalls über den Titelgewinn im 49erFX jubelten. Mit dem Vizeweltmeistertitel 2021 setzten Tim Fischer und Fabian Rieger einen weiteren Glanzpunkt in ihrer Karriere.
„Ein Leben lang dankbar“
Ausdrücklich bedankt sich Tim Fischer für die Unterstützung durch das German Sailing Team: „Fabi und ich wurden von Tag eins an unterstützt, auch in Phasen, wo es schwierig war und wir keine Top-Ergebnisse erzielt haben. Ohne diesen Support wären wir nicht so erfolgreich gewesen.“
Bei seiner dualen Karriere sei ihm der Verband immer entgegengekommen, sagt der angehende Consultant. „Der DSV und speziell Sportdirektorin Nadine Stegenwalner haben mich immer hundertprozentig unterstützt, auch wenn ich während meiner Praktika teils mehrere Monate nicht trainieren konnte.“
„Dem Support der Verbände, der Bundeswehr, der Sporthilfe, meiner Sponsoren, dem Norddeutschen Regatta Verein, dem Yacht Club Ludwigshafen Bodensee, meiner Familie und von Fabi werde ich ein Leben lang dankbar sein.“