Noch hat das Internationale Olympische Komitee nicht über die olympische Zukunft der Disziplin Mixed Offshore entschieden. Doch das IOC hat den Weltsegelverband World Sailing nun aufgefordert, Alternativvorschläge für die zehnte Segelmedaille bei den Olympischen Spielen 2024 zu machen.
Die IOC-Verantwortlichen bewerten offenbar unter anderem die Sicherheit und die Übertragungskosten der vorgeschlagenen neuen Mixed-Disziplin kritisch, teilte World Sailing am 16. April mit. Kritisch bewerte das IOC auch, dass die Disziplin Mixed Offshore nicht bei einer offiziellen World Sailing-Weltmeisterschaft getestet worden sei – die Mixed Offshore-Weltmeisterschaft sollte ursprünglich im Rahmen des Middle Sea Race 2020 auf Malta stattfinden, musste aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden.
David Graham, Geschäftsführer von World Sailing, sagte: „Dies ist keine offizielle Entscheidung des IOC, aber ein Fingerzeig und eine Marschrichtung, um im Falle einer Ablehnung der Disziplin Mixed Offshore die zehnte Segelmedaille in Paris 2024 dennoch sichern zu können.“
Für die nächste IOC-Sitzung Anfang Juni muss spätestens am 26. Mai neben dem Vorschlag Mixed Offshore ein Alternativvorschlag auf dem Tisch liegen.
Nationale Segelverbände, Klassenvereinigungen, Ausschussvorsitzende und das World Sailing Präsidium sind nun vom 17. bis zum 24. April aufgefordert, bei World Sailing Vorschläge für alternative Disziplinen einzureichen. Diese Vorschläge müssen bestimmten Kriterien entsprechen:
- Sie müssen der Olympischen Agenda 2020+5 entsprechen (weitere Informationen hier)
- Das 50:50-Verhältnis der Geschlechter muss gewahrt werden, sowohl bei den Disziplinen als auch bei den teilnehmenden Athletinnen und Athleten. Das heißt, der Vorschlag muss entweder eine neue Mixed-Disziplin umfassen oder bestehende Mixed-Disziplinen in Frauen- und Männer-Disziplinen aufteilen.
- Sie müssen universell und leicht zugänglich sein.
- Die Disziplin sollte bei einer World Sailing-Weltmeisterschaft bereits getestet worden sein.
- Die Alternativvorschläge sollten für die Spiele in Paris, die Nationalen Olympischen Komitees und die Nationalen Verbände keine höheren Kosten und höhere Komplexität bedeuten als in Tokyo 2020.
- Für die Disziplin soll bereits bestehende Infrastruktur genutzt werden können.
Die Vorschläge, die alle genannten Kriterien erfüllen, werden am 30. April auf der Website von World Sailing veröffentlicht.
Für das Einreichen von Vorschlägen muss diese Vorlage genutzt werden (Download).
Beim Mid Year Meeting von World Sailing vom 10. bis 14. Mai soll über die eingereichten Vorschläge abgestimmt werden.
World Sailing-Geschäftsführer Graham zeigte sich enttäuscht über die neuesten Entwicklungen: „Unsere Mitglieder haben demokratisch für die neue Disziplin Mixed Offshore entschieden. Sie bleibt unsere erste Wahl für Paris 2024, das haben wir dem IOC gegenüber auch klar kommuniziert und werden dies weiter tun. Dennoch entspricht der Inhalt der IOC-Mitteilung Entscheidungen, wie sie in anderen Sportarten bereits gefallen sind.“
Er fordert die Segelgemeinschaft auf, geschlossen zu handeln: „Wir haben klare Vorgaben vom IOC bekommen und müssen uns innerhalb einer knappen Deadline auf Alternativen einigen.“
In den letzten Monaten sei bereits zu vernehmen gewesen, dass das IOC noch offene Fragen zur Disziplin Mixed Offshore habe, sagte DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner. Der aktuelle Brief des IOC und die Bitte um Alternativoption sei in der aktuellen Situation und angesichts der knappen verbleibenden Zeit „sehr sportlich“.
Eine pragmatische Lösung könnte darin bestehen, eine der für 2024 bestätigten Mixed-Disziplinen in eine Männer- und Frauendisziplin aufzusplitten. „Alternative wäre eine neue Mixed-Disziplin aufzunehmen. Abhängig davon, wie diese Mixed Disziplin konkret aussehen würde, könnte dies alle Verbände vor zusätzliche große Herausforderungen stellen, gerade vor dem Hintergrund der zur Verfügung stehenden Zeit und den anstehenden Olympischen Spielen Tokyo 2020“, beurteilte Nadine Stegenwalner die Situation.
„Der DSV hat sich bereits frühzeitig mit den Trainingsmaßnahmen mit dem Offshore-Trainer Tim Kröger gut auf den Weg in Richtung Marseille 2024 gemacht und arbeitet mit perspektivreichen Seglerinnen und Seglern zusammen“, so Stegenwalner. „Sollte das IOC Mixed Offshore nicht als eine olympische Disziplin bestätigen, wäre es für diese Projektgruppe natürlich ein ziemlicher Schlag.“
In der kommenden Woche wird der DSV über Alternativvorschläge beraten.