Er ist sehr erfahren, war selbst olympischer Spitzensegler im Laser und im Starboot: Alexander Schlonski ist seit 2017 der Coach für die Laser-Senioren im German Sailing Team. Mit Philipp Buhl erreichte Alex Schlonski den Traum jedes Trainers: den Weltmeistertitel.
Einen der besten Segler weltweit zu betreuen, beschreibt Schlonski als große Freude und Herausforderung zugleich. Die Lern- und Entwicklungskurve sei bei jüngeren Talenten naturgemäß steiler. „Auf Philipp Buhls Niveau dagegen geht es um viele kleine Stellschrauben, die für ein oder zwei Prozent mehr Leistung einzustellen sind. Da gibt es im Gegensatz zur Arbeit mit dem Nachwuchs keine riesigen Entwicklungssprünge mehr. Es ist Detailarbeit gefragt.“ Auf der Haben-Seite stehen die gemeinsamen Erfolge – ganz oben der Weltmeistertitel, den Philipp Buhl 2020 in Australien holte. Der Bundestrainer attestiert seinem Laser-Ass für Olympia Medaillenchancen: „Dazu braucht es Erfahrung und die hat Philipp. Er gehört ganz klar zu den Anwärtern, wenn in Japan um die Olympia-Medaillen gekämpft wird.“
An Buhl bewundert Schlonski dreierlei: „Dass Philipp dann eine Schippe draufpacken kann, wenn es darauf ankommt. Dass er ein so kompletter Segler ist. Und dass er zu den fairsten Sportlern zählt, die ich kenne.“ Auch Schlonski galt zu seiner aktiven Zeit als auffallend fairer Athlet, der seinen Gegnern stets Respekt zollte, auch wenn sie ihm überlegen waren. Das ist eine Eigenschaft, die den Steuermann und seinen Coach sehr verbindet. Schlonski blieb auch fair, als er zweimal knapp die eigene Olympia-Qualifikation verfehlte: Zu den Spielen 2008 im Laser und 2012 im Starboot. Die dabei gesammelten vielseitigen Erfahrungen kommen ihm heute als Trainer zugute.
Alex Schlonski kennt alle Höhen und Tiefen des olympischen Segelns
Als Achtjähriger stieg der kleine Alex, dem Vorbild der älteren Schwester nacheifernd, erstmals in einen Opti. Das Wasser war für die in Rostock direkt an der Warnow lebende Familie nicht weit. Es wurde zum Element seines Lebens. Nach den bewegten und nicht immer leichten Wendezeiten in den 1990er Jahren und späteren Stationen im Cadet, in der OK-Jolle und im 420er markierte das Jahr 1995 einen entscheidenden Wendpunkt für den damals 15-jährigen Teenager: „Ich hatte richtig Glück! Ziegelmayer stelle damals in Mecklenburg-Vorpommern, wo sich die Vereine in wirtschaftlich harten Zeiten schwertaten, sieben Laser für die Nachwuchsarbeit zur Verfügung. Mein Verein hatte sich um einen davon beworben und ihn dann mir gegeben, weil ich offensichtlich viel segelte und Spaß daran hatte.“ Das war die Grundlage von Schlonskis Aufstieg in die deutsche Laserspitze.
Seine schwärzeste Zeit erlebte der Rostocker, als er im Olympiajahr 2008 zwar mit Platz sechs bei der Weltmeisterschaft glänzte und eine wichtige Voraussetzung für den Olympia-Start erfüllte, aber in der Folge das zweite Qualifikationskriterium haarscharf verpasste und damals keine Fürsprecher für eine Perspektiv-Nominierung hatte. Der anschließende Wechsel ins Starboot brachte dem inzwischen international renommierten Steuermann wieder große Erfolge. Schlonski hatte der Sprung aus dem Laser, der vor allem Fitness und taktisch-strategisches Können erfordert, in die Kielbootklasse mit ihren technischen Faktoren und Trimm-Herausforderungen gereizt. Auf Anhieb segelt er mit Vorschoter Frithjof Kleen bei der Starboot-WM auf den vielbeachteten vierten Platz. Am Ende der Olympia-Qualifikation aber musste er sich nach einem Crew-Wechsel der nationalen Konkurrenz knapp geschlagen geben.
Vor dem Hintergrund der eigenen Karriere kennt Schlonski das olympische Segeln, seine Anforderungen und alle Höhen und Tiefen wie kaum ein anderer.
2012 entschied sich der damals werdende Vater zum Wechsel auf die Trainerseite. Der Job brächte auf der Minus-Seite zwar häufige Abwesenheiten von der Familie mit sich, so Schlonski, andererseits sei er mit seinen ständig veränderten Herausforderungen abwechslungsreich wie kaum eine andere Aufgabe. „Auch muss ich nicht permanent mit einem Anzug im Büro sitzen“, fügt er lächelnd hinzu. Drei Jahre arbeitete Schlonski zunächst als Stadttrainer mit Rostocks Segeltalente. Ein Einzelprojekt lockte ihn nach dem Sprung in die Selbständigkeit 2015 für zwei Jahre in die Türkei, wo er die beste Laser Radial-Steuerfrau des Landes betreute. Es gelang, ihre Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 zu sichern. In Rio kam es auf Anregung von Philipp Buhl zum ersten Gespräch zwischen ihm und Schlonski. Gemeinsam loteten sie die Möglichkeiten einer künftigen Zusammenarbeit aus.
„Unsere Trainingsgruppe zählt zu den besten der Welt“
2017 startete Schlonski als DSV-Bundestrainer mit dem deutschen Trio Philipp Buhl, Nik Aaron Willim und Theo Bauer beim Weltcup vor Miami durch. Für Buhl und Schlonski als führendem Athleten-Trainer-Gespann gab es viele Erfolge – unter anderem 2017 WM-Platz vier, 2018 WM-Bronze und 2019 EM-Bronze – die 2020 vom Weltmeistertitel gekrönt wurden. Buhl attestiert Schlonski eine „optimale Regattabetreuung“.
Die Olympia-Verschiebung nimmt das Laser-Erfolgsduo Schlonski/Buhl gelassen und nutzt die Zeit für Trainingseinheiten mit einer deutsch-schwedisch-norwegischen Trainingsgruppe auf Lanzarote. „Unsere Trainingsgruppe zählt zu den besten der Welt. Die anderen haben viel von Philipp gelernt. Jetzt ist der Zeitpunkt, da er sie für sich nutzen muss“, so Schlonski. Die olympische Regatta der Lasersegler in Enoshima beginnt am 25. Juli. Das Medal Race steigt am 1. August. Geht es nach dem Bundestrainer, dann ist sein Schützling an diesem Tag im Kampf um Edelmetall dabei. Schlonski sagt: „Weil er es kann.“