Das German Sailing Team ist vielversprechend in die wichtige vorolympische Saison eingestiegen. Beim spanischen Regattaklassiker Trofeo Princesa Sofía mit 976 Booten und 1259 Akteuren aus 66 Nationen gewannen die deutschen Olympiaseglerinnen und -segler zwei Medaillen.
Die 470er-Mixed-Weltmeister Luise Wanser und Philipp Autenrieth (Norddeutscher Regatta Verein/Bayerischer Yacht-Club) sicherten sich mit ihrem Sieg im Medaillenfinale nach WM-Gold 2022 jetzt Silber bei der ersten Weltcup-Regatta des Jahres. Windsurfer Sebastian Kördel (Norddeutscher Regatta Verein) hatte sich vor Mallorca mit Platz zwei in der Hauptrunde direkt fürs Halbfinale in der neuen olympischen Surfdisziplin iQFoil qualifiziert. Der 32-Jährige gewann den Lauf und musste sich im Endlauf nur dem Briten Sam Sills ganz knapp geschlagen geben.
Mit sieben Crews zählte die DSV-Flotte beim Weltcup-Auftakt zu den erfolgreichsten der 66 Nationen-Teams. In keinem Wettbewerb war das so deutlich zu sehen wie in der neu-olympischen Disziplin 470er-Mixed. Gleich drei Crews vom German Sailing Team hatten das Medaillenrennen der besten zehn gemischten Segel-Duos in der Zweihand-Jolle erreicht. Luise Wanser und Philipp Autenrieth blieben nach dem Sieg im Medaillenrennen als Gesamt-Zweite auch im Endspurt beste GER-Crew. Mit Rang drei im Finale konnten Malte und Anastasiya Winkel (Schweriner Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) noch auf Platz vier vorfahren. Simon Diesch und Anna Markfort (Württembergischer Yacht-Club/Verein Seglerhaus am Wannsee) machten die herausragende deutsche 470er-Mixed-Bilanz in Spanien mit Platz sechs komplett.
„Die ganze Gruppe hat eine tolle Performance abgeliefert“
Philipp Autenrieth sagte nach Finale: „Es war das erste Medaillenrennen seit eineinhalb Jahren, das richtig gut für uns lief. Für uns ging es hier vor Mallorca um die gute Balance zwischen dem Medaillenziel und einem guten Start in die Qualifikation fürs olympische Test-Event in Marseille in diesem Sommer. Das ist für uns optimal gelaufen, wir haben den Druck erhöhen können. Aber auch die anderen deutschen Teams sind hier stark gesegelt. Die ganze Gruppe hat eine tolle Performance abgeliefert. Wenn man bedenkt, dass vor fünf, sechs Jahren ein 470er-Platz in den Top 20 gut war, dann hat sich doch jetzt im 470er-Mixed sehr viel Positives getan.“
Auch iQFOil-Weltmeister Sebastian Kördel zog nach Silber in Spanien positiv Bilanz: „Die Leistungsspitze ist bei uns auf Kurs Olympia 2024 breiter geworden, das Niveau weiter gestiegen. Auch ich habe mich seglerisch weiter verbessern können, mache weniger unnötige Fehler, fahre konstanter. Die Arbeit mit unserem Coach Dom Tidey und der Trainingsgruppe läuft sehr gut.“ DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner, die das Team beim Saisonauftakt begleitet hatte, sagte: „Das war ein guter Start in die Saison, der uns mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 zuversichtlich stimmt. Wir konnten mit zwei Medaillen, den überzeugenden Medal-Race-Siegen und vielen weiteren Klasseleistungen wichtige Zeichen setzen. Das war ein insgesamt starker Auftakt der Mannschaft!“
Skiffseglerinnen nach dem Generationenwechsel auf dem Vormarsch
Im 49erFX sorgten nach dem Generationenwechsel die jungen Hamburgerinnen Marla Bergmann und Hanna Wille (Mühlenberger Segel-Club) eine Woche lang für Aufsehen. Und das nicht nur, weil sie erstmals bei einem Weltcup einen Tag im blauen Trikot der Flotten-Zweiten und einen Tag im roten Shirt der Dritten unterwegs waren. Die erst 21-jährige Steuerfrau und ihre 22 Jahre alte Vorschoterin konnten sogar die Doppel-Olympiasiegerinnen und Trofeo-Gewinnerinnen Martine Grael und Kahena Kunze zwischenzeitlich hinter sich lassen und beendeten die sechstägige Serie als Sechste inmitten der Weltspitze. „Wir haben uns im vergangenen Jahr entschieden, ‚all in‘ zu gehen und uns voll auf die Olympiakampagne zu konzentrieren“, erklärte Marla Bergmann die stark ansteigende Leistungskurve. Sophie Steinlein vom Norddeutschen Regatta Verein segelte mit der Dänin Marie Thusgaard auf Platz zehn.
Im Nacra 17 gelang Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer ein starker Abschluss im Balearen-Revier: Die olympischen Bronzemedaillengewinner von Japan beeindruckten mit einem Start-Ziel-Sieg im Medaillenfinale und verbesserten sich damit noch auf Platz sechs im Abschlussklassement. Das Duo vom Kieler Yacht-Club hatte im Verlauf der Weltcup-Regatta mit Leichtwindschwächen zu kämpfen, aber auch einen Tagessieg und weitere überzeugende Einzelresultate erzielt. „Wir hatten im Winter wenig Wind und müssen da noch Hausaufgaben nachholen. Wir haben hier unser Minimalziel erreicht und super viel gelernt. Wir haben bewusst einiges riskiert und vieles ausprobiert.“
Tagessiege in Serie, Leichtwindtraining als Hausaufgabe
Die Medaillenrennen der Top Ten knapp verpasst hatte Laser-Weltmeister Philipp Buhl (Norddeutscher Regatta Verein). Als bester deutscher Akteur im Ilca 7 schloss er die Trofeo Princesa Sofía auf Platz elf im Rekordfeld von 184 Einhandjollen ab. Dem Leistungsträger war bereits an Tag eins des Spanien-Klassikers ein Frühstart unterlaufen. Davon belastet, gelangen in der Folge der Serie mit nur einem Streicher nicht mehr alle Starts optimal. Zwar glänzte Buhl in zehn Wettfahrten mit drei Tagessiegen und insgesamt sechs einstelligen Ergebnissen, doch fielen in Leichtwindwettfahrten auch einige hohe zweistellige Resultate nach weniger gelungenen Starts ins Gewicht. „Uns fehlten im Winter ausreichend Leichtwindtrainingstage. Hier haben wir ebenso Nachholbedarf wie bei den Starts selbst“, sagte Buhl.
Auch Formula-Kiterin Leonie Meyer (Norddeutscher Regatta Verein) und die 49er-Crew Jakob Meggendorfer und Andreas Spranger (Bayerischer Yacht-Club) hatten den Finaleinzug als jeweils Zwölfte ihrer Felder nur knapp verpasst. Insbesondere für Leonie Meyer, die über fast ein halbes Jahr kaum Wettfahrten bestritten hatte, war es dennoch ein erfolgreiches Comeback. Aufgrund der vielen starken Französinnen und Engländerinnen in den Top Ten ist ihr Ergebnis in der Formula-Kite-Nationenwertung Platz sieben wert. „Mir fehlt sicher noch die Rennpraxis, aber es war ein guter Wiedereinstieg und ich freue mich auf den nächsten Weltcup in Hyères“, sagte Leonie Mayer in Palma de Mallorca. Bester deutscher Formula-Kiter bei den Männern war Florian Gruber (Norddeutscher Regatta Verein) als Fünfzehnter.
Alle Ergebnisse unter: https://www.trofeoprincesasofia.org/en/default/races/race-resultsall
Fotos unserer Athletinnen und Athleten: www.germansailingteam.de/pressebilder/zRbFfDfh3o