Nach dem Medaillen-Festival der Segelnationalmannschaft am Dienstag setzten am elften und letzten Tag der Olympia-Regatta vor Enoshima die 470er-Seglerinnen Luise Wanser und Anastasiya Winkel einen glänzenden Schlusspunkt. Das Duo vom Norddeutschen Regatta Verein zeigte im Finale der besten zehn Zweihand-Seglerinnen noch einmal seine Klasse. Ihre Olympia-Premiere beendeten die 24-jährige Steuerfrau und ihre 27-jährige Mitstreiterin auf Platz sechs.
Auch an diesem Mittwoch kamen nicht nur bei den beiden Kämpferinnen noch einmal Gedanken daran auf, was hätte sein können, wenn die Steuerfrau aus Hamburg und ihre Kieler Crew-Kameradin nicht an Tag eins für die 200 Gramm zu schwere Trapezweste der Vorschoterin mit zwei harten Disqualifikationen bestraft worden wären. „Ich habe jeden Tag gerechnet, was ohne diese Disqualifikationen gewesen wäre. Ich brauchte das für mein Selbstbewusstsein. Dass ich weiß: Ich bin Weltspitze“, sagte Luise Wanser ganz offen. Auf dem Wasser haben die Seglerinnen des German Sailing Teams mit den führenden Teams über die gesamte Olympia-Regatta hinweg auf Augenhöhe agieren können – es war ein vielversprechender erster Olympia-Einsatz zweier Seglerinnen, die ihre Karriere in der ab 2024 neuen olympischen Disziplin 470er-Mixed mit neuen, männlichen Partnern fortsetzen wollen.
Olympiasiegerinnen im 470er der Frauen wurden die Britinnen Hannah Mills und Eilidh McIntyre vor den Polinnen Agnieszka Skrzypulec und Jolanta Ogar. Bronze gewannen die Französinnen Camille Lecointre und Aloise Retornaz, die noch einen Protest gegen die beiden vor ihnen platzierten Teams einreichten und sie des Teamsegelns beschuldigten. Der Protest wurde jedoch abgewiesen. Es blieb nach einer aufgeregten halben Stunde bei den auf dem Wasser ersegelten Platzierungen. Bei den 470er-Männern hatten sich zuvor die top-favorisierten Australier MatBelcher und Will Ryan vor den Schweden Anton Dahlberg/Fredrik Bergstrøm und den Spaniern Jordi Xammar/Nico Rodriguez durchsetzen.
In neuer Mixed-Konstellation auf Kurs Marseille 2024
Luise Wanser und Anastasiya Winkel fielen sich nach dem Zieldurchgang des gelungenen Finals noch einmal in die Arme. Die Szene markiert den Abschied der reinen 470er-Frauen- und Männer-Teams. Ab 2024 geht es olympisch nur noch im 470er-Mixed zur Sache. Die deutschen Damen haben nach nur einem Jahr in einem Boot im japanischen Olympia-Revier beeindrucken können. Sie selbst hatten eine Medaille angepeilt und werden mit nicht weniger Anspruch in ihre zukünftigen Olympia-Kampagnen durchstarten. Während Anastasiya Winkel den nächsten Olympia-Anlauf mit ihrem Mann, dem 470er-Steuermann Malte Winkel, plant, will Luise Wanser in den kommenden drei Monaten erst ihr Studium beenden und dann ihre neue Kampagne angehen. „Wir müssen jetzt erst einmal sacken lassen, was hier alles passiert ist, aber wir sind heute auch stolz auf uns. Unser Trainer Riccardo de Felice hat in dieser Woche voller Tiefs und Hochs immer an uns geglaubt, uns gepusht“, sagte Luise Wanser. „Wir hatten viele Emotionen im Spiel, aber sind bei allem bis zum Ende professionell und ruhig geblieben. Das ist das Höchst-Niveau an Zusammenarbeit. Das wünsche ich mir auch für die Zukunft“, sagte Anastasiya Winkel.
DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner sagte am Abend im Olympiahafen von Enoshima: „Einen zweiten Rang im olympischen Finale zu fahren, ist eine herausragende Leistung. Luise und Anastasiya haben nach den Ereignissen am ersten Tag gezeigt, dass sie zu den Besten zählen können und das deutsche 470er-Segeln bei diesem Abschied der beiden Disziplinen für Frauen und Männer toll vertreten. Mit dem Mixed-470er-Segeln wird 2024 ein neues olympisches Kapitel aufgeschlagen und ich bin jetzt schon zuversichtlich, dass wir auch in der Mixed-Disziplin starke Teams an den Start bringen können.“
Alle Ergebnisse finden Sie hier: https://tokyo2020.sailing.org/results-centre/