Neue Disziplin Mixed Offshore: Tim Kröger wird Offshore-Coach des German Sailing Teams

Der Profisegler und Hochsee-Spezialist Tim Kröger unterstützt das German Sailing Team bei der neuen Disziplin Mixed Two Person Keelboat Offshore, in der erstmals 2024 um olympische Medaillen gesegelt wird. Bei einem Offshore-Workshop in Kiel-Schilksee stellte das DSV-Team die ersten Eckpunkte auf dem Weg zu den Olympischen Spielen vor.

Johannes Christophers, Leiter der DSV-Abteilung Technik, DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner und Offshore-Coach Tim Kröger
Johannes Christophers, Leiter der DSV-Abteilung Technik, DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner und Offshore-Coach Tim Kröger

Seglerinnen und Segler kamen am 18. Oktober zum ersten Offshore-Workshop in Kiel-Schilksee zusammen. Eingeladen hatte die DSV-Abteilung Leistungssport, die bei dem Projekt „Mixed Offshore“ eng mit der Abteilung Technik zusammenarbeitet.

In weniger als fünf Jahren kämpfen Seglerinnen und Segler erstmals um eine olympische Medaille im Offshore-Segeln. Noch sind viele Rahmenbedingungen unklar. So soll beispielsweise erst Ende 2023 feststehen, in welcher konkreten Bootsklasse bei den Olympischen Spielen 2024 auf gestellten Booten gesegelt wird. Dennoch müssen die Weichen bereits jetzt gestellt werden, damit 2024 ein deutsches Mixed-Offshore-Team mit Erfolgsaussichten an den Start gehen kann.

Ein erster großer Schritt ist die Verpflichtung von Tim Kröger als Offshore-Coach. Der mehrmalige Volvo-Ocean-Race- und America´s-Cup-Teilnehmer ist einer von nur wenigen deutschen Segelprofis in der internationalen Offshore-Regattaszene. Als aktiver Segler und Teammanager erfolgreicher Offshore-Kampagnen bringt der 55-jährige Hamburger wertvolles Know-How in den Verband. Durch frühere Olympiakampagnen in der Soling und im Starboot kennt Kröger auch die Kader- und Förderstruktur des olympischen Segelsports.

„Ich habe mir immer gewünscht, dass olympisches Segeln und Offshore-Segeln mehr zusammenwachsen. Die neue Disziplin Mixed Offshore bietet großartige Chancen für unseren Sport“, beschreibt Tim Kröger seine Faszination dieser jüngsten olympischen Entwicklung. Sportler wie Peter Burling oder Martine Grael seien gute Beispiele dafür, dass eine vielfältige Ausbildung Segler auf ein hohes Exzellenz-Niveau bringen könne. Zugleich böte die Disziplin auch Seglern jenseits der 30 Jahre die Chance, weiter erfolgreich olympischen Leistungssport zu betreiben.

World Sailing-Vorstellung „Mixed Offshore“

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Mixed Offshore: Wie komme ich in den Bundeskader?

Die Förderung in den Kaderstrukturen des DSV beginnt für Mixed Offshore-Aspiranten erst 2021, nach Beendigung des aktuellen olympischen Zyklus. Dann muss jedoch bereits eine Vorauswahl förderungswürdiger Seglerinnen und Segler getroffen sein. Die aktuellen Kaderkriterien der olympischen Jollen-, Skiff- und Katamaranklassen lassen sich für die neue Disziplin nur partiell anwenden, daher arbeiten die DSV-Verantwortlichen um Sportdirektorin Nadine Stegenwalner zurzeit an entsprechenden Offshore-Kriterien, die 2020 veröffentlicht werden.

Mixed Offshore: Welche Eigenschaften muss ich mitbringen?

„Im Prinzip suchen wir männliche und weibliche MacGyver-Typen, die aus einer Büroklammer einen Düsenjet bauen können“, bringt es Offshore-Coach Tim Kröger mit einem Bild auf den Punkt. Anders gesagt: Wer in der neuen Disziplin erfolgreich sein will, muss viele unterschiedliche Kenntnisse und Qualifikationen vorweisen, beginnend bei den seglerischen Fähigkeiten bis hin zu Navigations- und Wetterkenntnissen. Technisches Verständnis ist wichtig, um Reparaturen an Bord schnell und ohne externe Hilfe durchführen zu können. Natürlich sollten Mixed-Offshore-Kandidaten physisch topfit sein. Neben diesen „Hard Skills“ kommt es gerade im gemischten Zweierteam auch auf die „Soft Skills“ an: Um zu zweit vier Jahre lang gemeinsam eine Kampagne durchzuziehen, müssen die Segelpartner offen kommunizieren und auch mit Kritik umgehen können – Teamfähigkeit ist das Stichwort, wie in den anderen olympischen Zweihand-Disziplinen.

Der Leiter der DSV-Abteilung Technik, Johannes Christophers, skizzierte die formalen und technischen Rahmenbedingungen für Seglerinnen und Segler mit Interesse an einer Offshore-Kampagne: Gemäß World Sailing Offshore Special Regulations Cat.02 wird unter anderem ein von WS anerkannter Sea Survival-Kurs benötigt. Für die weiteren Anforderungen bezüglich Befähigungsnachweisen wird aktuell davon ausgegangen, dass der Sportbootführerschein mit dem Geltungsbereich Seeschifffahrtsstraßen (SBF See) sowie das Short Range Certificate (SRC) ausreichend sind.

Mixed Offshore: Wie kann ich mich vorbereiten?

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des ersten Mixed Offshore-Workshops in Schilksee

Technik- und Leistungssportabteilung des DSV stehen in engem Austausch mit deutschen und dänischen Regattaveranstaltern, um eine möglichst breite Basis an Trainingsregatten zu schaffen. So wird im Rahmen der IDM Seesegeln, die 2020 während der Kieler Woche stattfindet, auch eine Doublehanded-Meisterschaft (zweite Hälfte der Kieler Woche) ausgetragen.

Der DSV ist mit Veranstaltern und der Regattavereinigung Seesegeln (RVS) in engem Austausch, um die neuen und bereits existierenden Doublehand-Regatten für die Zukunft fit zu machen. Es gibt im baltischen als auch im Nordseeraum eine Reihe von sehr guten Regatten, die bereits Doublehand-Divisionen anbieten. Unten steht ein kurzer Abriss einiger Rennen, die sich für eine erste Saison eignen würden. Wenn es noch weitere, neue, andere DH-Regatten geben sollte, bittet die Abteilung Technik um kurze Info an technik@dsv.org.

Rennen National Datum Distanz, ca. (sm) Kurs / Seegebiet Kommentar
Go4Speed Ende April Kieler Bucht Gutes Training für Bootshandling, Doublehand-Division geplant
MaiOr 01.05.2020 130 sm Offen, Kieler Bucht Direkt nach MaiOr ein guter Einstieg in die Saison, eigene Doublehand-Wertung
Baltic500 Himmelfahrt 500 sm Kiel-Laesö-Kiel Gute Mischung aus Hochsee-und Navi-Abschnitten
Nordseewoche / Skagen 29.05-01.06. 500 sm Von Helgoland via Skagen nach Kiel OSR Cat 2., anspruchsvoll, Skagerrak
KiWO 18.-28. Juni tbc Kieler Bucht Eigene Wertung und Gesamtwertung
Sydbank Cup 19.-23. August 180 sm, 130 sm Kiel-Kopenhagen Westroute, zurück via Gedser. Klassiker, meist eine lange Kreuz zurück. Guter Mix.
Vegvisir Race 03.-05. September 240 sm Smalandsfahrwasser Anspruchsvoll, da sehr enge und flache Gewässer, keine „Pause“
RVS Doublehand-Serie Saison 2019 Siehe oben Siehe oben Auch 2020 plant die RVS einen Doublehanded-Cup mit einer Auswahl obiger Regatten(tbc)
Rund Bornholm Doublehand ca. 250 sm Warnemünde Bornholm und zurück Ebenso anspruchsvoll wie Skagen Rund

Mixed Offshore: Auf welchen Booten wird gesegelt?

Damit keine Nation einen Materialvorteil hat, fällt die definitive Entscheidung für das olympische Material in Mixed Two Person Keelboat Offshore erst Ende 2023. Werften und Klassenvereinigungen können sich bis Ende 2020 für eine Aufnahme in die Long List von World Sailing bewerben. Diese wird Ende 2020 publiziert und listet mögliche Bootsklassen auf, die für Marseille 2024 in Frage kommen.

Eckpunkte, die bereits bekannt sind:

  • Bootskonzept: Verdränger, Monohull, nicht foilend, Shorthanded-Deckslayout
  • Länge: 6 bis 10 Meter
  • Performance: guter Allrounder, segelbar von 4 bis 40 Knoten
  • Segel: Sloop-Rigg, Spinnaker

Qualifikations- und Trainingsregatten segeln Interessierte auf gestellten oder dem eigenen Boot. Dies sollte ORC-vermessen und entsprechend ausgerüstet sein. Denn für eine gute Vorbereitung in dieser Disziplin ist es für den Anfang erstmal unerheblich, auf welchem Boot man sitzt. Die Anforderungen an die Soft und Hard Skills sind in jedem Boot die gleichen.

Der DSV strebt an, am Bundesstützpunkt Kiel ab dem kommenden Jahr geeignete Trainingsboote gegen Gebühr zur Verfügung stellen zu können. Eine entsprechende Ausschreibung an Werften ist in Arbeit.

Wie teuer wird eine Mixed Offshore-Kampagne?

Wie teuer eine Mixed Offshore-Kampagne genau wird, lässt sich aktuell noch nicht konkret sagen. Kosten, mit denen Interessenten kalkulieren sollten, sind Reisen zu Trainings und Events, Startgelder, Chartergebühren und Aufwendungen für Material.

„Aktuell erhalten wir Bundesmittel, aus denen wir unter anderem Trainergehälter, Reisekosten von Kadersportlern und Trainern zu Trainings und Regatten sowie die Logistik und Infrastruktur am Bundesstützpunkt finanzieren“, sagt DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner. Bei der neuen Disziplin ist von einer ähnlichen Förderung auszugehen.

Boote und Material kaufen die Athletinnen und Athleten selbst; hier fördert in vielen Fällen der Heimatverein in Form von Materialsponsoring.

Mixed Offshore: die nächsten Meilensteine

  • April-Juni 2020: WM-Qualifikationsevent in Frankreich, circa eine Woche
  • Oktober 2020: Doublehanded Offshore-WM auf Malta
  • Ende 2020: World Sailing Long List der vorgeschlagenen Bootsklassen für die neue olympische Disziplin schließt
  • 2022: Voraussichtlich erste Möglichkeit zur Nationenqualifikation für die Olympischen Spiele 2024
  • Ende 2023: Festlegung des olympischen Equipments
  • 2023-2024: nationale Qualifikation für die olympischen Spiele 2024

Das DSV-Team informiert Interessierte regelmäßig über neue Entwicklungen. Wer in Sachen Mixed Offshore auf dem Laufenden bleiben will, meldet sich bei der Abteilung Technik: technik@dsv.org und /oder bei regatta@dsv.org