Die Seglerinnen und Segler des deutschen 470er-Kaders haben bei der 470er-WM in Thessaloniki/Griechenland eine gute Gesamtleistung gezeigt. Mit starken Einzelplatzierungen in einem hochkarätigen Starterfeld unterstrichen die Teams ihre positive Entwicklung.
Als bestes deutsches Team verpassten Malte Winkel (Schweriner Yacht-Club) und Matti Cipra (Plauer Segelverein) mit Platz 12 nur knapp den Einzug in das Medal Race. „Wir sind vom zehnten Gesamtplatz aus in die entscheidende Wettfahrt gegangen und konnten diese Platzierung bis zum allerletzten Vorwindgang auch verteidigen“, berichtete Steuermann Malte Winkel. „Als sich das Feld splittete, entschieden wir uns für die falsche Seite und halsten zu spät, was uns die entscheidenden Punkte kostete.“ Auch Nervosität hätte bei diesen „doofen Fehlern“ eine Rolle gespielt, so der 23-jährige Sportsoldat. „Vor dem Event hatten wir als Optimum die Top 15 angepeilt und haben diese Hürde locker genommen. Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Das findet auch Marek Chocian, Bundestrainer der 470er Senioren: „Malte und Matti konnten mit den Top-Leuten mithalten, darüber können sie sehr glücklich sein.“
Mit Platz 17 beendeten Simon Diesch (Württembergischer Yachtclub) und Philipp Autenrieth (Bayerischer Yachtclub) ihre erste gemeinsame Weltmeisterschaft, wobei das Team zwischenzeitlich in den Top Ten lag und in der leistungsstarken Gold Fleet zwei sehr gute Einzelplatzierungen erzielen konnte.
Gesegelt wurde in der Bucht vor Thessaloniki, die von leichten, thermischen Winden geprägt wurde. Drehende Winde, teilweise ein gestörtes Wellenbild durch die Nähe zum Ufer und treibendes Seegras machten das Segeln anspruchsvoll. Dazu kamen extreme Temperaturen, die häufig die 35-Grad-Marke überschritten.
Die Goldmedaille bei den Herren sicherten sich durch den Sieg im Medal Race die Australier Matthew Belcher und Will Ryan vor den Schweden Anton Dahlberg/Fredrik Bergström und den Österreichern David Bargehr/Lukas Mähr. „Matthew als zweifacher Medaillengewinner bei Olympischen Spielen hat einen großen Erfahrungsschatz, um im entscheidenden Moment besser zu sein als die Konkurrenz“, sagte Malte Winkel. „Es ist aber sehr motivierend zu sehen, dass es auch ein recht junges Team wie das Österreichische schaffen kann, bei einem Top-Event eine Medaille zu gewinnen.“
Bestes deutsches Damenteam waren Frederike Loewe (Verein Seglerhaus am Wannsee) und Anna Markfort(Joersfelder Segelclub). Die Berliner Studentinnen erreichten Platz 15. „Top 20 hatten wir uns vorgenommen“, sagte Vorschoterin Anna Markfort (24); „ganz zufrieden sind wir nicht, dafür haben wir einige Fehler zu viel gemacht, aber es waren einige gute Einzelplatzierungen drin.“
Bei den Damen siegten die Polinnen Agnieszka Skrzypulek und Irmina Mrózek Gliszczynska vor der britischen Olympiasiegerin von 2016, Hannah Mills (mit neuer Partnerin Eilidh McIntyre) und dem slowenischen Duo Tina Mrak/Veronika Macarol. „Vor zwei Wochen haben wir die Polinnen auf der Kieler Woche noch geschlagen“, sagte Anna Markfort, „aber Agnieszka und Irmina sind in Thessaloniki einfach eine perfekte Serie gefahren.“
Mit fünf Top 10-Platzierungen wäre für Nadine Böhm und Ann-Christin Goliaß bei der 470er-WM mehr möglich gewesen als Gesamtrang 19, doch ein ärgerlich verlorener Protest warf das Team weit zurück. Mit einem Tagessieg in der Gold Fleet der besten 30 zeigten die Bayerinnen vom Deutschen Touring-Yachtclub jedoch, wozu sie in der Lage sind.
„Erfahrung gesammelt, Trainingsmotivation mitgenommen“
Für die 470er Juniorenteams waren es die ersten Senioren-Weltmeisterschaften. Insgesamt gehörte Deutschland bei dem Event zu den jüngsten Nationen-Teams. „Meine Erwartung war, dass alle Teams wichtige Erfahrung sammeln“, sagte Bundestrainer Nachwuchs Hendrik Ismar; „bei den Senioren herrschen ganz andere Bedingungen, die Felder sind viel enger und jeder Fehler sehr teuer.“ Teils seien diese Erfahrungen etwas zu hart gewesen, so Ismar. Zahlreiche Frühstarts hätten gezeigt, dass beispielsweise das Risikomanagement am Start besser werden müsse.
„Zu viele Buchstaben“ machten bei Fabienne Oster und Anastasiya Krasko den Einzug in die Gold Fleet zunichte. Die Seglerinnen vom Norddeutschen Regatta-Verein erwischten mit einem Frühstart, technischen Problemen und einer Disqualifikation einen rabenschwarzen ersten Tag. „Gemessen an den Einzelplatzierungen hätten Fabienne und Anastasiya den Einzug in die Gold Fleet sicher geschafft“, sagte Hendrik Ismar. „In der Silver Fleet haben die beiden noch einmal Kampfgeist gezeigt und die Gruppe gewonnen.“
Auch Theres Dahnke (Plauer Wassersportverein) und Birte Winkel (Schweriner Yachtclub) wurden die „Buchstaben“ zum Verhängnis. Mit dem undankbaren 33. Platz verpassten sie das Feld der besten 30 denkbar knapp.
„Die WM hat uns gezeigt, wo wir stehen“, bilanzierte Henrik Ismar. „Den Seglerinnen und Seglern ist noch einmal bewusst geworden, wie wichtig es ist, Manöver so lange zu trainieren, bis die höchste Präzision erreicht ist; wenn es so eng zugeht wie auf einer WM, kostet der kleinste Fehler gleich mehrere Plätze.“
Mit hoher Trainingsmotivation und wertvoller Erfahrung geht es für die 470er-Juniorinnen und -Junioren am 28. Juli zum Saisonhöhepunkt, der Junioren-Europameisterschaft, an den Gardasee.
Für die Senioren steht zeitgleich das Test-Event zu den Sailing World Championships im dänischen Arhus an.
470er-WM 2017: Deutsche Platzierungen
Herren
1) Matthew Belcher/Will Ryan (AUS)
2) Anton Dahlberg/Frederik Bergström (SWE)
3) David Bargehr/Lukas Mähr (AUT)
12) Malte Winkel/Matti Cipra (SYC/PSV)
17) Simon Diesch/Philipp Autenrieth (WYC/BYC)
56) Tjorben Studt/Hjalte Studt (DYC)
60) Max Schuberth/Silas Oettinghaus (RSC92/ROYC)
Damen
1) Agnieszka SKRZYPULEC/ Irmina MRÓZEK GLISZCZYNSKA (POL)
2) Hannah Mills/Eilidh McIntyre (GBR)
3) Tina Mrak/Veronika Macarol (SLO)
15) Frederike Loewe/Anna Markfort (VSAW/JSC)
19) Nadine Böhm/Ann-Christin Goliaß (DTYC)
31) Fabienne Oster/Anastasiya Krasko (NRV)
35) Helena Wanser/Luise Wanser (NRV)
36) Constanze Stolz/Anna Reinsberg (DYC/WSC)
41) Theres Dahnke/Birte Winkel (PSV/SYC)
46) Theresa Löffler/Lena Stückl (DTYC)
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