Der neunte Tag der Segelregatta in Marseille prüfte die immer noch sechs aktiven Flotten erneut mit teilweise extrem leichten Winden, die am späteren Nachmittag schließlich keine Wettfahrten mehr zuließen. Während Kiterin Leonie Meyer und Kiter Jannis Maus ein kleines Mittagsfenster und jeweils eine Wettfahrt ihrer rasanten Felder zum Vorrücken nutzten, mussten andere tatenlos mitansehen, wie die schwindenden Winde die Austragung ihrer Rennen unmöglich machten.
Für Leonie Meyer (Norddeutscher Regatta Verein) und Jannis Maus (Cuxkiters) war der neunte Tag der Olympia-Regatta in der Bucht von Marseille ein guter Tag. Zwar mussten sie nach ihren jeweils einzigen Rennen des Tages lange warten, bis die weiteren Läufe final auf den Folgetag verschoben wurden. Doch ihre einzige Rennchance nutzten beide Top-Akteure vom German Sailing Team beinahe optimal.
Jannis Maus rückte mit einem weiteren zweiten Rang im Zwischenklassement auf Platz vier vor. Dabei gelang es dem deutschen Formula-Kiter sogar, Weltmeister und Top-Favorit Max Maeder aus Singapur hinter sich zu lassen. Jannis Maus sagte dazu: „Das war heute da draußen in den leichten Winden schwerer als es von außen aussah. Man muss auf jeden Fall die Augen offen haben und mit Köpfchen fahren. Ich konnte auf dem letzten Downwind noch vom Vierten auf den Zweiten vorfahren, und das auch halten. Max und ich haben uns in den leichten Winden auf dem Weg zur Luvtonne die Seele aus dem Leib gepumpt.“
Auch Leonie Meyer zog nach zwei Tagen der olympischen Kitesport-Premiere eine positive Bilanz. Die 31-jährige Kielerin sagte nach insgesamt 4 von 15 geplanten Rennen: „Mich hatte das Olympiafieber schon vorher gepackt, weil andere vor uns angefangen hatten. Jetzt sind wir auch im Game. Das ist cool! Heute haben wir lange gewartet. Dann kam auch ein bisschen Wind, und wir sind ein gutes Rennen gefahren.“
Andere Teamkameraden hatten am Mittwoch in der Bucht von Marseille weniger Fortune. Allen voran Philipp Buhl (Segelclub Alpsee-Immenstadt/Norddeutscher Regatta Verein), der keine Chance mehr auf den erhofften Sprung in die Top-Ten, die Qualifikation fürs Medaillenrennen und dem damit verknüpften versöhnlicheren Olympia-Abschluss in Marseille bekam. Die beiden letzten Hauptrundenrennen der Ilca-7-Flotte wurden in zu flauen Winden erst gar nicht ausgetragen. Womit sich Philipp Buhl als Dreizehnter von seinem dritten Olympia-Einsatz verabschieden musste. „Ich bin sehr enttäuscht. Das wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen“, sagte der 34-jährige Weltmeister von 2020, der über die Fortsetzung seiner Leistungssportkarriere noch nicht entschieden hat.
Teamkameradin Julia Büsselberg (Verein Seglerhaus am Wannsee) beendete ihre Olympia-Premiere mit Platz 25. Die 24-Jährige Ilca-6-Steuerfrau hatte sich sehr viel mehr vorgenommen und erklärte: „Ich habe konstant angefangen. Alle waren damit zufrieden, ich noch nicht mal richtig, weil ich da auch schon Punkte liegengelassen habe. Der Tag vorgestern, der war halt schwer. Auch schwer zu verdauen. Da waren die letzten zwei Tage wieder besser, aber ich bin nicht mehr in den Rhythmus reingekommen, den das Event versucht hat, einem reinzudrücken.“ Julia Büsselberg nimmt aber auch positive Gedanken mit: „Ich war hier bei Olympia. So lange, wie es gedauert hat, ist das ein Erfolg gewesen. Ich habe zwar im Ergebnis überhaupt nicht zeigen können, was ich kann. Aber ich habe immer wieder in Momenten gezeigt, dass ich da bin. Das kann ich für mich mitnehmen, auch wenn es kein anderer sehen kann.“
Die beiden deutschen Mixed-Teams wollten sich am Mittwoch in ihren Klassements in Richtung Medaillenränge vorarbeiten. Das ist beiden nicht gelungen. Die einen – Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) – kämpften sich in sehr schwacher Brise in aufsteigender Ergebniskurve über den Kurs. Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer erkämpften sich die Ränge 13, 8 und 5 und lagen nach neun von zwölf Wettfahrten auf Platz 6. Für die größte und eine der schwereren Crews in der Nacra-17-Flotte fehlten bei nur viereinhalb bis sechs Knoten Wind über weite Strecken zwei, drei Knoten zum Foilen und zum Angreifen. Den Plan der Kieler für den letzten Hauptrundentag, an dem erneut sehr leichte Winde erwartet werden, gab Vorschoterin Alica Stuhlemmer vor: „Abwarten und dann da anschließen, wo wir heute aufgehört haben.“
Gar nicht zum Einsatz kamen Simon Diesch (Württembergischer Yacht-Club) und Anna Markfort (Verein Seglerhaus am Wannsee/Joersfelder Segel-Club). Zwar lief die 470er-Mixed-Flotte ebenso aus wie die Ilca-7-Männer, doch wurden auch für die Zweihand-Jollenseglerinnen und -segler keine Wettfahrten ausgetragen. Damit bietet der letzte Hauptrundentag am Dienstag schon die letzte Chance für das deutsche 470er-Mixed-Team, sich vom neunten Platz im Zwischenklassement nach vorne zu arbeiten. Wenn denn am Dienstag gesegelt werden kann. Steuermann Simon Diesch sagte: „Wir haben morgen den Vorteil, dass die Ilcas fertig sind. Das heißt, wir haben einen Kurs mehr. Dann hoffen wir, dass wir irgendwann an dem Tag ein Fenster finden, an dem sich eine Brise oder ein Gradient durchsetzen. Ich bin zuversichtlich, dass es ein Zeitfenster geben wird. Wenn wir früh starten, können wir das auch maximal ausnutzen.“
Zu den Ergebnissen: https://paris2024.sailing.org/racing/results-centre/
Alle Rennen, die auf der TV-Bahn ausgetragen werden, sind online live im Stream zu sehen: am 28. Juli bei der ARD unter sportschau.de, am 29. Juli beim ZDF unter sportstudio.de, danach weiter in dieser Reihenfolge und im täglichen Wechsel.
Die ARD und das ZDF planen, alle Finals und möglichst alle Wettbewerbe und Auftritte der deutschen Athlet*innen im Livestream auf sportschau.de und in der ARD Mediathek zu zeigen.
Bei der ARD werden die olympischen Segelwettbewerbe von Peter Carstens und der Silbermedaillengewinnerin von Tokio Susann „Sanni“ Beucke kommentiert. Beim ZDF kommentieren Nils Kaben und Tobias Schadewaldt, Olympiateilnehmer 2012 in London.
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