Am vierten Tag mit knackigen Winden bis zu 20 Knoten stiegen das Nacra-17-Mixed-Duo Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer vom Kieler Yacht-Club sowie die 470er-Seglerinnen Luise Wanser und Anastasiya Winkel vom Norddeutschen Regatta Verein in die olympischen Segelwettbewerbe ein.
Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer glänzten mit Rang fünf, einem Tagessieg und Rang sieben. Der 26-jährige Steuermann und seine erst 21 Jahre alte Vorschoterin agierten bei Kohlhoffs zweitem und Stuhlemmers erstem Olympia-Auftritt souverän, beeindruckten mit hohen Geschwindigkeiten und parierten Angriffe wie den der erfahrenen Olympiasieger Santi Lange und Cecilia Carranza Saroli nervenstark. „Wir sind mit dem Boot gesegelt und nicht das Boot mit uns“, sagte Alica Stuhlemmer am Abend in Enoshima. Steuermann Kohlhoff gab mit Bedacht zu Protokoll: „Wir haben mit diesem Auftakt drei solide Rennergebnisse auf der Liste und dürfen morgen mit dem blauen Leibchen starten, das wir uns aber noch lange nicht verdient haben.“ Im Zwischenklassement liegen Kohlhoff/Stuhlemmer nach dem ersten Tag der Serie für die foilenden Katamarane auf Platz zwei hinter den italienischen Favoriten und Weltmeistern Ruggero Tita und Caterina Banti. Dritte sind mit Jason Waterhouse und Lisa Darmanin die australischen Silbermedaillengewinner von Rio de Janeiro.
Auch der 470er-Crew Luise Wanser und Anastasiya Winkel gelang ein überzeugender sportlicher Einstieg in ihre Olympia-Premiere. Beide erzählten mit leuchtenden Augen, wieviel Spaß ihnen das Powerplay in den strammen Winden gemacht hatte. Mit den Rängen neun und fünf hatte sich das Duo aus Hamburg und Kiel auf dem Wasser Platz vier im Zwischenklassement erkämpft. Darüber freuten sich die Seglerinnen, bis das Wiegen der Trapezwesten aller 470er-Teams 200 Gramm zu viel Gewicht bei der Weste der Vorschoterin Anastasiya Winkel ergab. Was auf dem Wasser kaum einen Unterschied gemacht haben dürfte, wurde von der Jury mit größter Härte bestraft. Die deutschen 470er-Seglerinnen wurden für beide Auftaktrennen disqualifiziert. Dagegen wird sich die vom German Sailing Team und Regelberater Craig Mitchell unterstützte Crew mit einem Antrag auf Wiedereröffnung einer Anhörung wehren, teilte am Abend DSV-Sportdirektorin Nadine Stegenwalner im Olympiahafen von Enoshima mit. Über den weiteren Verlauf des Falles wird die Mannschaft informieren.
Kleine Dämpfer hatten die deutschen Skiff-Teams hinzunehmen. Die 49er-Segler Erik Heil und Thomas Plößel sind nach gelungenem Auftakt am zweiten Tag ihrer Olympia-Regatta mit den Rängen 13, 5 und 14 auf Platz acht zurückgefallen. Vorschoter Thomas Plößel litt an einer Magenverstimmung und sagte: „Ich war nicht scharf auf dem Kurs und es hat uns an Speed gefehlt. Ich gehe heute früh schlafen und hoffe, dass es morgen besser geht.“ Die Bronzemedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele 2016 blieben vor den beiden Nachholrennen am Donnerstag aber in Schlagdistanz zu den führenden Mannschaften, darunter die Olympiasieger Peter Burling und Blair Tuke aus Neuseeland auf Platz fünf. Angeführt wird das Feld nach vier Rennen von den Briten Dylan Fletcher/Stuart Bithill.
Die 49erFX-Seglerinnen Tina Lutz und Susann Beucke (Chiemsee Yacht-Club/Norddeutscher Regatta Verein) setzten am Mittwoch mit Rang drei die gute Auftakt-Leistung fort, bevor auch sie mit den Rängen 14 und 12 wieder etwas zurückfielen. Als Siebte im Zwischenklassement wollen Lutz/Beucke ihren Ruhetag am Donnerstag dafür nutzen, sich neu auf die kommenden Rennen einzustellen. „Morgen wird ein Schlachtplan ausgearbeitet. Wir brauchen gute Starts und müssen aggressiver rangehen“, sagte Vorschoterin Beucke.
Teamchefin Nadine Stegenwalner zog an diesem Mittwoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge Bilanz: „Wir haben heute einen sehr schönen Olympia-Einstieg und einen Tagessieg von Paul Kohlhoff und Alica Stuhlemmer erleben dürfen. Den Skiff-Crews traue ich zu, dass sie ihre Leistungen in den kommenden Tagen wieder steigern können. Und im Fall der 470er-Frauen werden wir kämpfen und sehen, was zu erreichen ist.“